BPB-Verlag, Buchenhüll 96, 85072 Eichstätt

BPB-Verlag

Reihe diritto Wissenschaft

Christoph Röhrs:
Ganzheitliche Bildungsmöglichkeiten in der Arbeitswelt. Eine kritische bildungsanalytische und bildungshistorische Erörterung
2000. - 247 S., Abb., ISBN 3-927728-36-5, Eur[D] 27,90
Zugl.: Eichstätt, Kath. Univ., Diss., 1999

 

Cover In den vergangenen zehn Jahren haben alle Großunternehmen der Investitionsgüterindustrie am Standort Deutschland tiefgreifende Umstrukturierungsprogramme umgesetzt. Unter den Zielsetzungen von Lean Production, Lean Management, Business Process Reegineering, Reverse und Simultaneous Engineering und anderen angelsächsisch geprägten Begrifflichkeiten kam es zu einem erheblichen Personalabbau. Man argumentierte vielfach mit der notwendigen Personalkostenreduktion, um im globalen Wettbewerb der Lohnkosten weiter bestehen zu können. Dieser quantitative Personalabbau ging mehrheitlich zu Lasten der unqualifizierten oder gering qualifizierten Mitarbeiter; gleichzeitig erfolgte immer dann ein qualitativer Personalaufbau, wenn den im Unternehmen verbliebenen Mitarbeitern veränderte oder erweiterte Aufgabenstellungen übertragen wurden.

Diese – sich weiter fortsetzenden – Umstrukturierungsaktivitäten sind mehr als Rationalisierungsprogramme mittels Erhöhung von Automatisation oder Auslagerung von betrieblichen Funktionen in die sogenannten Billiglohnländer. Denn sie greifen tief in vorhandene Aufbau- und Ablauforganisationen, das heißt in die gewachsene Kultur der Unternehmen ein. Programmatisch werden sie zumeist auf umfassende, ganzheitlichen Denkansätze zurückgeführt. In diesem Zusammenhang kommen neben betriebswirtschaftlichen Argumentationen und Kennziffernmodellen zur Wettbewerbssicherung auch pädagogische Fragestellungen in den Blick, die in dem grundsätzlich vorhandenen betrieblichen Spannungsgefüge von Ökonomie und Pädagogik stehen.

Im Kontext des qualitativen Personalaufbaus ist innerbetrieblich viel von Kenntniserweiterung bei den Mitarbeitern, Flexibilitätserhöhung in den Fertigkeiten und breiter gefächerten Aufgaben für den einzelnen die Rede. Regelmäßig wird das semantische Paar von unternehmerischem Denken und Handeln der Beschäftigten in flachen Hierarchien geradezu als Zukunftsformel beschworen. Alles in allem existieren offenbar mehrere Faktoren von ganzheitlichen Ansätzen im Management, in der Arbeitsgestaltung und auch beim Blick auf persönliche Entwicklungsziele der Mitarbeiter. Inwieweit diese Rhetorik in betrieblichen Publikationen oder öffentlichkeitswirksamen Außendarstellungen tatsächlich für ganzheitliche Bildung tragfähig ist, wird im Verlauf der vorliegenden Untersuchung geklärt.

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 © Peter Mösgen Peter Mösgen 16. April 2003